Niedersachsen klar Logo

Veranstaltungen im Verwaltungs- und Sozialgericht

250 Jahre Geschichtsort Wendenstraße/Am Wendentor

Am 10. Juli 2014 erinnerten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verwaltungs- und des Sozialgerichts an die Gründung eines Armenkrankenhauses an dem heutigen Gerichtsstandort. Dort wird das historische Gebäude heute von den beiden Gerichten genutzt. Prof. Dr. h. c. Gerd Biegel hielt den nachfolgenden Festvortrag. Aus Anlass des Jubiläums ließen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anschließend 250 blau-gelbe Luftballons aufsteigen.

Braunschweigischer Geschichtsort: 250 Jahre Armenkrankenhaus an der Wendenstraße


Verwaltungs- und Sozialgericht feierten das Jubiläum, 10. Juli 2014

von Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel

Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte an der TU Braunschweig

Die Geschichte der Kliniken in Braunschweig ist ein interessantes Kapitel der Stadt- und Kulturgeschichte. Eine zukunftsorientierte Entwicklung nahm das Sozial- und Gesundheitswesen in Braunschweig im 18. Jahrhundert, im Zeitalter der Aufklärung. Armenfürsorge und Krankenbetreuung wurden zunehmend auf freiwilliger Basis zur bürgerlichen und kommunalen Aufgabe sowie die medizinischen Berufe in Folge des wissenschaftlichen Fortschritts der Zeit neu geordnet und professionalisiert. Zur Organisation und Überwachung des Medizinal- und Apothekenwesens wurden von Herzog Carl I. das Collegium Medicum (1747 – 1772) und ab 1772 das Obersanitätskollegium eingerichtet. Verbesserung der Arztausbildung war ebenso eine Aufgabe für die akademischen Lehrer wie die Ausbildung von Hebammen und der in der Geburtshilfe tätigen Chirurgen. Vor diesem Hintergrund sollten zugleich die Krankeneinrichtungen verbessert werden, vor allem für die sozial Schwachen, denn dem Armenwesen galt die besondere Aufmerksamkeit der Sozialpolitik in Stadt und Land.

Bereits 1759 informierte Herzog Carl I. den städtischen Magistrat von einem Plan, in der Residenzstadt ein Hospital zu errichten, in dem »zur Rettung der unschuldigen Kinder schwangere Weibsleut, die sich sonst nicht helfen können, aufgenommen und accouchiert werden sollen«. Dies war die Geburtsstunde des ersten staatlichen »Accouchierhauses« in Braunschweig, also einer amtlich geleiteten Geburtsklinik. Da durch den Siebenjährigen Krieg (1756/1763) die Staatsfinanzen äußerst desolat waren, standen zunächst keine Gelder für eine eigene Geburtsklinik zur Verfügung.

Allerdings begann man 1764 in Braunschweig mit dem Neubau eines Armenkrankenhauses am Wendentor. Es sollte ein Bürgerspital werden, errichtet mit Spenden angesehener Bürgerinnen und Bürger. Herzogin Philippine Charlotte spendete zunächst den enormen Betrag von 20 000 Talern, dennoch reichte der Stiftungsfonds noch lange Zeit nicht aus, um zügig zu bauen, so dass das Armenkrankenhaus an der Ecke Wilhelm- und Wendenstraße erst 1780 fertiggestellt werden konnte. Architekt war Ernst Wilhelm Horn (1732/33 – 1812), der auch das herzogliche Kammergebäude an der Martinikirche erbaut hatte. Bereits 1767 hatte man aber im bereits fertiggestellten Teil des Gebäudes an der Wendenstraße drei Zimmer als Entbindungsstation für ledige Mütter eingerichtet, eines davon als »Kreißsaal«. Alles war jedoch noch sehr einfach und sparsam gestaltet und auch die Hebammen mussten ihre eigenen Instrumente sowie Gebärstühle mitbringen, da die notwenige Finanzierung fehlte. Als erster Leiter der Einrichtung wurde der renommierte Göttingen Chirurg Johann Christoph Sommer (1740 – 1802) gewonnen, der gleichzeitig den neu geschaffenen Lehrstuhl für Chirurgie übernahm.

Die bekannteste Anekdote zum Armenkrankenhaus überlieferte Carl Friedrich Gauß, der sich erinnerte, dass er als Dreijähriger fast im nahegelegenen Wendengraben, einem offenen Kanal vor dem Elternhaus, ertrunken wäre. Als er heimlich und unbeaufsichtigt am Wendengraben spielte, fiel er ins Wasser. Der Nachbar, Schuhmacher Buchholz, hatte das dramatische Unglück beobachtet, den Jungen, der bereits die Besinnung verloren hatte, gerettet und gemeinsam mit der Mutter eilig in das nahegelegene Armenkrankenhaus gebracht hatte, wo er von den Ärzten wiederbelebt werden konnte.

Das Armenkrankenhaus, das vor 250 Jahren gegründet war, wird heute von Verwaltungsgericht und Sozialgericht genutzt. Ein historisch bedeutsames Gebäude und ein wichtiger Geschichtsort in unserer Stadt, dessen 250jähriges Jubiläum in der vergangenen Woche die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beiden Gerichte gefeiert und ihrer Jubiläumsfreude sichtbar mit dem Aufstieg von 250 blau-gelben Luftballons Ausdruck verliehen haben.

* * * * *

„Justiz und Medien“ im Verwaltungs- und Sozialgericht

Am 14. September 2011 fand abends in den Räumen des Verwaltungsgerichts und des Sozialgerichts Braunschweig die diesjährige Veranstaltung der Reihe „Justiz und Medien“ statt. Die Pressestellen der veranstaltenden Justizbehörden hatten dazu Vertreterinnen und Vertreter regionaler und überregionaler Medien sowie die Leiterinnen und Leiter der beteiligten Gerichte und Staatsanwaltschaften eingeladen.

„Justiz und Medien“ ist eine gemeinsame Veranstaltung der Braunschweiger Justizbehörden − Oberlandesgericht, Landgericht, Amtsgericht, Verwaltungsgericht, Sozialgericht, Arbeitsgericht, Generalstaatsanwaltschaft und Staatsanwaltschaft −, in diesem Jahr in Kooperation mit dem Landgericht Göttingen. Die erste Veranstaltung der Reihe fand im vergangenen Jahr im Amtsgericht Braunschweig statt.

Die Veranstaltung stand in diesem Jahr unter dem Thema „Unklare Gesetze - klare Entscheidungen“. Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch den Präsidenten des Verwaltungsgerichts, Christian Büschen, begann der Abend mit einer Podiumsdiskussion, in der es um den Umgang der Justiz mit „unklaren“ Gesetzen und die öffentliche Wahrnehmung solcher Entscheidungen ging. Auf dem Podium diskutierten Katja Dartsch (Braunschweiger Zeitung), Jürgen Gückel (Göttinger Tageblatt), Rainer Pieper (Arbeitsgericht) und Rainer Schmiedl (Sozialgericht) unter der Moderation von Torsten Baumgarten (Verwaltungsgericht). Danach nutzten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung die Möglichkeit zum Meinungsaustausch. An der Veranstaltung nahm eine Delegation von Richterinnen und Richtern aus der Region Perm/Russische Föderation teil, die sich derzeit zum Erfahrungsaustausch mit der Braunschweiger Justiz in Deutschland aufhält.
Presseveranstaltung Justiz und Medien im Verwaltungs- und Sozialgericht Braunschweig   Bildrechte: Verwaltungsgericht Braunschweig
Justiz und Medien im Verwaltungs- und Sozialgericht Braunschweig
Presseveranstaltung Justiz und Medien im Verwaltungs- und Sozialgericht Braunschweig   Bildrechte: Verwaltungsgericht Braunschweig
Justiz und Medien im Verwaltungs- und Sozialgericht Braunschweig
Presseveranstaltung Justiz und Medien im Verwaltungs- und Sozialgericht Braunschweig   Bildrechte: Verwaltungsgericht Braunschweig
Justiz und Medien im Verwaltungs- und Sozialgericht Braunschweig
Presseveranstaltung Justiz und Medien im Verwaltungs- und Sozialgericht Braunschweig   Bildrechte: Verwaltungsgericht Braunschweig
Justiz und Medien im Verwaltungs- und Sozialgericht Braunschweig
Presseveranstaltung Justiz und Medien im Verwaltungs- und Sozialgericht Braunschweig   Bildrechte: Verwaltungsgericht Braunschweig
Justiz und Medien im Verwaltungs- und Sozialgericht Braunschweig
---  
zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln